Rede zum Neujahrsempfang der Stadt Idstein durch Herrn Bürgermeister Gerhard Krum am Freitag, dem 11. Januar 2008, 17.00 Uhr, Stadthalle Idstein

 
Es gilt das gesprochene Wort
 
Wenn Ihnen auf dem Weg hierher nicht nur ein Fahrradfahrer, sondern sogar der eine oder andere "Ozeanflieger" begegnet ist, so wird es sich allerdings kaum um einen Zufall, sondern um Vorboten für den Ausbau des Frankfurter Flughafens handeln, den die Hessische Landesre­gierung per Planfeststellungsbeschluss kürzlich auf den Weg gebracht hat.
Eher zufällig ist, dass heute genau vor 6 Jahren, am 11. Januar 2002 Bürgermeister Hermann Müller nach 24jähriger Amtszeit seinen Abschied nahm und mir die Rathausschlüssel für den Amtsantritt am 14. Januar übergab. Am kommenden Montag, also am 14. Januar, trete ich auf den Tag genau 6 Jahre später die 2. Wahlperiode an.
Ganz und gar nicht zufällig, hat hingegen am 1. Januar ein neues Jahr, das Jahr 2008, begonnen, und ich hoffe, dass Sie gut gerüstet in das Rennen durch die noch kommenden 355 Tage gestartet sind. Ich wünsche Ihnen für den weiteren Verlauf alles Gute: persönliches Wohlergehen, privates Glück und beruflichen Erfolg.

Mir wünsche ich, dass Sie unserer Stadt weiterhin verbunden bleiben und ihre Entwicklung tatkräftig unterstützen. Die Tatsache, dass Sie der Einladung von Herrn Stadtverordnetensteher Christian Herfurth und mir zu dem traditionellen Neujahrsempfang trotz noch anhaltender Schulferien so zahlreich gefolgt sind, zeigt, dass Begriffe wie "Gemeinschaft" und "Wir-Gefühl" in Idstein keine leeren Worthülsen, sondern gelebte Praxis sind. Ich heiße Sie daher alle auch von dieser Stelle aus noch einmal herzlich willkommen. Gestatten Sie mir, dass ich einige Gäste namentlich begrüße:
Bundestagsabgeordneten Klaus-Peter Willsch,
Herrn Staatssekretär Klaus-Peter Güttler vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr u. Landesentwicklung, Landtagsabgeordneten Peter Beuth und dessen Mitbewerber bei der bevorstehenden Landtagewahl Marius Weiß,
Herrn Dr. Jürgen Dieter, Geschäftsführer des Hessischen Städtetages,
Herrn Harald Brandes, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Wiesbaden,
Kreisbeigeordnete, Bürgermeister des Idsteiner Landes,
Vertreter staatlicher Institutionen,
Damen und Herren Stadträte,
Damen und Herren Stadtverordnete,
Ehrenbürger Hermann Müller,
Pressevertreter
 
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
zu Beginn eines neuen Jahres lässt man in der Regel das alte vor dem geistigen Auge noch einmal Revue passieren. Einen Großteil dieser Erinnerungsarbeit haben uns dankenswerter die Redakteurinnen und Redakteure der regionalen Presse schon zu Silvester abgenommen. Ich werde mich deshalb auf einige wenige, für unsere Stadt aber besonders wichtige Aspekte beschränken:
Das überragende Ereignis des vergangenen Jahres war die Fertig­stellung des Gesundheitszentrums, die mit einer würdigen Feierstunde und einem überragend frequentierten "Tag der offenen Tür" gebührend gefeiert wurde. Wir hoffen jetzt mit den Helios-Kliniken, dass der Umzug möglichst bald vonstatten gehen kann.
Kurz vor der Fertigstellung befindet sich das medizinische Kompetenz­zentrum auf der Kappus-Anlage, das das medizinische Angebot in Idstein weiter und vor allem nachhaltig verbessern wird.
Die Gesundheit ist ein weites Feld und betrifft keineswegs nur die ärzt­liche Versorgung. Wir haben uns gerade in Deutschland sehr schwer mit der Erkenntnis getan, dass die Gesundheit ein ganzheitliches Phänomen ist und daher auch Bewegungs- und Wellnessangebote umfassen muss. Ich bin daher sehr froh, dass wir zum Jahresende noch die Sache mit dem Hallenbad in "trockene Tücher" bringen konnten. Der erste Spatenstich ist für Ende Januar vorgesehen.
Die Herren Beck und Salz von der Firma Tournesol sind, wie in den letzten Jahren, stets beim Neujahrsempfang anwesend und stehen Ihnen nachher sicherlich gern für weitere Auskünfte zur Verfügung.
Der Gesundheitsbereich weist eine große Schnittmenge zu dem Bereich der sozialen Infrastruktur auf. Ich begrüße es daher nachdrücklich, dass mit dem von der Interessengemeinschaft für Behinderte in der Gerichtsstraße errichteten Wohnheim und der inzwischen vorliegenden Baugenehmigung für ein weiteres Pflegeheim im NassauViertel zusätzliche Einrichtungen für gehandicapte Menschen geschaffen werden.
Gesundheit, sagt man, ist ein hohes Gut, aber Gesundheit ist auch ein Wirtschaftsgut und die Gesundheitsbranche gilt als Zukunftsbranche mit stabilen Wachstumsperspektiven. Deshalb ist es besonders wichtig, Ausbildung, Lehre und Forschung mit Bezug zu den Gesundheits­berufen vor Ort vorhalten zu können.
Die Europa Fachhochschule Fresenius, deren Präsident Hans-Jörg Bähr heute durch Frau Waldeck und Herrn Professor Pütz vertreten wird, hat sich hier nicht nur ein zweites Standbein neben der Chemie, sondern sogar eine auch über die Grenzen Hessens hinausreichende führende Stellung erarbeitet. Bei der Grundsteinlegung für das neue Hörsaalgebäude hat Ludwig Fresenius gesagt: "Die Europa Fachhoch­schule Fresenius hat eine Heimat gefunden". Das ist besonders bemerkenswert, weil die Europa Fachhochschule Fresenius ja auch noch Zweigstellen in Köln, Darmstadt, Zwickau und Wien betreibt und darüber hinaus in internationale Kooperationsprojekte eingebunden ist, neuerdings auch mit der Universität Cardiff in Wales/Großbritannien.
Durch die Akkreditierung des Studienganges Gesundheits- und Pharmaökonomie können Studentinnen und Studenten in Idstein ein Abschlusszeugnis der Universität Cardiff erwerben. Das ist der erste Schritt für Idstein in Richtung Universitätsstadt.
Zu den Aufgaben der Stadtentwicklung gehört es aber auch, Gefahren für die Gesundheit wo möglich abzuwenden. Eine solche Gefährdung kann beispielsweise durch Hochwasser eintreten, wie wir vor fast 52 Jahren es leidvoll erlebt haben. Damit dergleichen nicht wieder geschehen kann, hat schon mein Vorgänger Hermann Müller Hochwasserrückhaltebecken im Wolfsbachtal und Wörsbachtal geplant. Die Hochwasserrückhaltung im Wolfsbachtal wurde gleich nach dem Hessentag in Angriff genommen und ist längst fertiggestellt, die im Wörsbachtal befindet sich im Zuge der Südtangente gerade im Bau. Ende des Jahres wird das Gesamtbauwerk Südtangente mit Hochwasserrückhaltebecken vollendet sein.
Gefahren für die Gesundheit wollten auch die Eschenhahner Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Kampf gegen den Durchgangs­verkehr – immerhin fast 13.000 Fahrzeuge täglich – abwenden. Nach mehr als 30 Jahren ist es nun endlich gelungen, das Projekt "Umgehung Eschenhahn" auf den Weg zu bringen. Ende vergangenen Jahres wurde nach ausführlichen Untersuchungen ein Vorschlag zur Trassenführung vom Amt für Straßen- und Verkehrswesen erarbeitet. Die städtischen Gremien können jetzt mit ihrem Placet die weitere Planung und den Fortgang des Genehmigungsverfahrens voran­bringen.

Das heißt nicht, dass die Ortsumgehung Eschenhahn bereits in den nächsten Monaten gebaut werden kann, aber sie ist in eine greifbare "Zeitschiene" gerückt.
Es sind natürlich noch eine Menge anderer Dinge im vergangenen Jahr in Idstein passiert. Für mich persönlich gehörte nicht zuletzt die Bürgermeisterwahl dazu, und ich habe mich über die Zustimmung, die ich durch das Wahlergebnis erfahren habe, sehr gefreut. Ich möchte es nicht versäumen, allen, die mich im Wahlkampf und bei der Wahl unterstützt haben, noch einmal sehr herzlich zu danken.
 
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Idstein ist eine interessante Stadt, man kann sie unter vielen verschiedenen Aspekten beschreiben. Ich möchte heute drei Aspekte herausgreifen, die ebenfalls alle mit "I" wie "Idstein" anfangen.
Diese drei "I" haben die Stadtentwicklung in den letzten Jahren mehr und mehr beeinflusst und werden für die Zukunftsfähigkeit unseres Gemeinwesens von immer größerer Bedeutung.
 
  • Idstein ist interkommunal,
  • Idstein ist international und
  • Idstein ist innovativ
In der Interkommunalen Zusammenarbeit der vier Kommunen des Idsteiner Landes ist im vergangenen Jahr so etwas wie ein Durchbruch gelungen.

Die Gemeinde Niedernhausen ist (wieder) im Boot, mit der Zusammenlegung der vier Standesämter zum Standesamt "Idsteiner Land" in Idstein hat die Verwaltungszusammenarbeit konkrete Formen angenommen und mit den ersten gemeinsamen "Tagen der Wirtschaft" wurde ein Markstein für die Kooperation der örtlichen Akteure gesetzt.
Mit der interkommunalen Zusammen­arbeit machen wir das Idsteiner Land fit für die Rhein-Main-Region. Es ist erfreulich, dass das von Frank Heilhecker erstellte Buch "Das Idsteiner Land – ein starkes Stück Rhein-Main" dort ebenso auf Interesse gestoßen ist, wie bei dem neu geschaffenen Kompetenzzentrum für Interkommunale Zusammenarbeit beim Hessischen Ministerium des Innern und für Sport.
Nun hat sich die Rhein-Main-Region bisher leider nicht auf ein gemeinsames Leitbild verständigen können. Es gibt mehrere wie es mehrere Organisationen gibt, die noch lange nicht effektiv genug zusammenarbeiten. Das Zukunftsweisendste ist gewiss das der Wirtschaftsinitiative Rhein-Main, die die Region als Wissensregion profilieren will. Dazu bedarf es des Ausbaus der internationalen Netzwerke, der Forschung und der Bildung auf all ihren Ebenen.
Die Europa Fachhochschule Fresenius hat auf vielfältige Weise dazu beigetragen, Idstein auch in dieser Perspektive der Regionalentwick­lung "teamfähig" zu machen. Mit der Forschung geht es voran, international vernetzt, versteht sich. Und bereits heute studieren an der Europa Fachhochschule Fresenius Studentinnen und Studenten aus mehr als 2 Dutzend Ländern der Erde.

Fünf von Ihnen – Martin Dvorak, Jan Langendorf, Daniel Reinshagen, Michael Seifert und Marlon Srocka haben sich im Rahmen eines Projektes des Fachbereichs Wirtschaft und Medien die Aufgabe gestellt, unsere Stadt dem zunehmend internationalen Publikum zu präsentieren. Das Ergebnis können Sie im Foyer besichtigen. Es kann sich, meine ich, sehen lassen. Heute Mittag ist die Broschüre erst fertig geworden. Sie können sie also druckfrisch mit nach Hause nehmen.
Internationalität beinhaltet in der globalisierten Welt ein entscheidendes Innovationspotential. Innovationen finden aber auch im nationalen, im lokalen und im betrieblichen Umfeld statt. In Idstein allemal!
Eine "innovative Erfindung" ist zum Beispiel der Familie Kaczmarek gelungen. Vielleicht können die beiden Töchter der Kaczmareks, Sarah (9 Jahre alt) und Luisa (6 Jahre alt), kurz berichten, wie es dazu kam.
- Es folgt der Redebeitrag von Sarah und Luisa -
Die Essknete wurde mit dem "Taste 07", dem Innovationspreis der Anuga, ausgezeichnet.
Auf der dazugehörigen Website heißt es: "Essknete ist eine einzigartige Innovation für über 60 Millionen Kinder in Europa". Inzwischen hat ein international führender Hersteller von Backmischungen, der in Deut­schland mehr als 1800 Mitarbeiter beschäftigt, Produktion und Vertrieb übernommen. Ich wünsche Ihnen, liebe Familie Kaczmarek, mit Ihrer Erfindung viel Erfolg!
Wenn Sie Lust auf die Essknete bekommen haben, können Sie im
Nebensaal eine Probe mitnehmen.

Es ist eine gute Übung der Wirtschaft geworden, vermehrt Wettbewerbe durchzuführen, um Einsatzbereitschaft, Kreativität und Leistungsver­mögen zu honorieren. Bei einem dieser Wettbewerbe, er heißt "Jung und engagiert" und wird vom Verband des Kfz-Gewerbes und der Bank Deutsches Kfz-Gewerbe für wirtschaftlich-innovatives Engagement im Kfz-Gewerbe veranstaltet, hat Frau Yasmin Karpinski vom Autohaus Schmitt in Idstein einen phantastischen 2. Platz gegen starke bundesweite Konkurrenz errungen.
Ebenfalls eine "Silbermedaille" konnte erneut ein Auszubildender aus Idstein erringen. Björn Schneider, der bei Firma Schlotter in Idstein-Wörsdorf eine Ausbildung zum Land- und Baumaschinentechnik­mechaniker absolviert, wurde von der Handwerkskammer als 2. Bundessieger ermittelt.
Der Preisträgerin und dem Preisträger gratuliere ich von hier aus noch einmal sehr herzlich zu ihrem Erfolg, und ich denke, dass ich das im Namen von Ihnen allen tun kann und dass sie unseren Beifall verdient haben.
Gerade im Hinblick auf die berufliche Ausbildung gibt es unserem Land und auch in unserer Stadt erheblichen Handlungsbedarf. Es kann nicht sein, dass junge Menschen, die leistungsbereit und ehrgeizig sind auf der Straße stehen gelassen werden, nur weil unser Bildungssystem versagt. Es ist nach dem Ende des zweiten Weltkrieges nie "richtig" aufgebaut, in den 70iger Jahren kaputtreformiert und seither mit abenteuerlicher Herumexperimentiererei ständig verschlimmbessert worden. Neuerdings wollen die Bildungspolitiker landauf, landab – die Bildungspolitik ist Ländersache – der Hauptschule "ans Leder".
Über die Presse mussten wir erfahren, dass der Kreis eine Verlagerung des Haupt- und Realschulangebotes von Idstein nach Niedernhausen plant. Das war eine Schnapsidee.
Niemand, der mit offenen Augen durch die Welt geht, kann verborgen geblieben sein, dass die Hauptschule ein Akzeptanzproblem hat.
Die für den Schulentwicklungsplan erhobenen Zahlen, mögen sie im Einzelnen richtig sein oder nicht ganz richtig, bestätigen nur, was wir eh schon wussten. Aber die Zahlen dürfen nicht das letzte Wort gewesen sein, sondern sie müssen als Anstoß und Ausgangspunkt für ernsthafte Überlegungen hergenommen werden, wie dem (bildungs- und gesellschaftspolitisch) fatalen Trend entgegengewirkt werden kann. Deshalb ist es gut, dass Landrat Albers den Vorschlag des Kreisausschusses, den Haupt- und Realschulzweig der Limesschule von Idstein abzuziehen, zurückge­zogen und ein Mediationsverfahren zur Entwicklung der Schulland­schaft im Idsteiner Land angekündigt hat.
Auch die Hessische Kultusministerin Karin Wolff hat erkannt, wie wichtig es "für die Zukunft Hessens und seiner Wirtschaft ist, dass wir nicht eine Bugwelle von jungen Langzeitarbeitslosen vor uns herschieben" und angekündigt, "die Hauptschule konsequent umzu­bauen" und mit dem Modell der sogenannten SchuB-Klassen ("Lernen und Arbeiten in Schule und Betrieb") auch leistungsschwächeren Schülern einen qualifizierten Schulabschluss zu ermöglichen.

Offen bleibt, wie der Umbau aussehen soll, denn mit der Hauptschule ist es nicht getan. Unser gesamtes Bildungswesen bedarf einer strategischen Neuausrichtung, weil zumal die Schule ihrer gesellschaft­lichen Zweckbestimmung (Erziehung, Wissensvermittlung, Wertorientie­rung) nicht gerecht wird. Je mehr die Schule von der gesellschaftlichen Entwicklung abgekoppelt wird, umso geringer die spätere Verwertbar­keit der schulischen Bildung und umso schlechter die Zukunfts­perspektiven unserer Kinder. Deshalb sind Anstrengungen gefordert, die Schulen vor Ort in gesellschaftliche Netzwerke einzubinden. Dazu müssen Bildung und Erziehung, allgemeine und berufliche Bildung (wieder) stärker verbunden und die soziale Bildung (Verantwortungs­bewusstsein, Integrationsbereitschaft) viel stärker forciert werden.
Ich bin daher den Initiatoren der Idstein-Stiftung sehr dankbar für ihre Initiative, jungen Menschen mit Hauptschulabschluss bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz behilflich zu sein und während der Ausbildung zu coachen.
Sehr hilfreich war auch in diesem Zusammen­hang auch die Initiative des Lions-Club, der 40 Halbjahres Praktikumsplätze zur Verfügung gestellt hat, damit sich Schulabsolventen für einen Ausbildungsplatz empfehlen können.
Arbeit und Erfolg haben nach Erkenntnissen der Glücksforschung eine ganze Menge mit dem zu tun, was wir "Glück" nennen.

An der Erasmus-Universität in Rotterdam, in den Niederlanden betreibt der Soziologe Ruut Veenhoven Studien zu den Bedingungen des menschlichen Glücks. Die Forschungsergebnisse sind in eine World-Data-Base auf Happyness enthalten, die mehr als 5.000 Studien mit Erhebungen aus 120 Ländern umfasst.
Beim Vergleich der subjektiven Lebenszufriedenheit rangiert Deutschland rangiert unter 95 gelisteten Nationen im oberen Mittelfeld - auf Rang 19, hinter vor allem, den nordeuro­päischen Ländern und auch hinter Luxemburg oder den USA. Zu den Ergebnissen gehört, dass Arbeit einen wesentlichen Beitrag zum Glücklichsein leistet.
Besonders beglückend ist Arbeit, die den sogenannten Flow ermöglicht. Flow bedeutet eigentlich "fließen". Hier sind immer neue Heraus­forderungen, die man suchen und bewältigen kann, zum Beispiel indem man seine Fähigkeiten ständig erweitert. Insofern kann jeder in der Tat zu seines Glückes eigenem Schmied werden. Er kann sich dabei auch von "Happylogen" oder "Gelotologen" – das ist die Wissenschaft vom Lachen – helfen lassen.
Interessant ist, dass dieser Rat auf die Hirnforschung zurückgeht. Mit neuen, bildgebenden Verfahren machen Neurologen die physischen Prozesse im Gehirn sichtbar.
Dabei zeigt sich, dass Menschen, bei denen die linke vordere Gehirnhälfte aktiver ist als die rechte eine positivere Sicht auf das eigene Leben und mehr Selbstvertrauen an den Tag legen.

Die "Rechtsseiter" reagieren hingegen stärker auf Unange­nehmes und sind pessimistischer. Wenn man die alltäglichen Klagelieder vernimmt, könnte man zu dem Ergebnis gelangen, dass wir Deutschen überwiegend "Rechtsseiter" sind – Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.
Aber in Idstein ist ja sowieso alles ganz anders. Vor allem sind die Idsteiner keine Jammerlappen. Sie packen an, wo Frau und Mann gebraucht werden.
Ein herausragendes Beispiel für dieses bürgerschaftliche Engagement ist die "Tafel für das Idsteiner Land". Die Tafel ist ein Projekt, das vom Diakonischen Werk initiiert wurde und dazu dient, in Not geratende Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen, was besonders für Kinder und deren Ernährung, also Gesundheit wichtig ist. In unserer Stadt hat sich umgehend eine Initiative gebildet, um die Tafel ins Werk zu setzen und insbesondere haben sich 2 Menschen dabei engagiert, die ihr Organisationstalent, ihre Arbeitskraft und ihre Verbindungen eingesetzt haben, damit genügend Geld, geeignete Räumlichkeiten, die nötige Ausstattung und schließlich auch die Lebensmittel zum Verteilen zusammen gekommen sind, um das Projekt am 15. November erfolgreich starten zu können. Für dieses Engagement möchte ich Frau Martine Dollé-Anders und Herrn Klaus Anders im Namen der städtischen Gremien, aber auch persönlich ganz herzlich Dank sagen. Sie haben beispielhaft bewiesen, dass unsere schöne Stadt nicht nur drei "I", sondern auch im hohen Maße sozial ist. Als kleine Anerkennung darf ich Ihnen das gehämmerte Wappenschild überreichen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
wir werden in Zukunft noch mehr gesellschaftliche Verantwortung über­nehmen müssen – nicht nur wegen der beklagenswerten Verfassung der Staatsfinanzen, sondern weil wir weniger Staat wollen. Dazu ist ein doppeltes Umdenken erforderlich – der Anspruchsmentalität einerseits, des egozentristischen Individualismus andererseits. Ich erspare Ihnen heute, erneut auf die kommunitaristischen Modelle der Zivilgesellschaft hinzuweisen und ich löchere Sie auch nicht schon wieder mit meinem kommunalen Korporatismus.
Stattdessen möchte ich Ihnen wenigstens noch einen kurzen Ausblick auf das soeben begonnene Jahr in Idstein geben:
Bereits am 17. Januar wird Herr Staatssekretär Güttler den 1. Spaten­stich für die langersehnte Autobahnrampe durchführen, mit der eine Entlastung des Knotenpunktes an der A 3 erreicht werden soll.
Wie Sie wahrscheinlich der Presse entnehmen konnten, hat die Stadtverordnetenversammlung den Haushalt für das Jahr 2008, erstmals von Herrn Stadtrat Felix Hartmann in seiner Eigenschaft als Finanz­dezernent eingebracht und wie bei uns üblich, noch vor dem Jahreswechsel beschlossen. In dem Haushalt sind 3 weitere Kreisel enthalten und zwar auf der Bundesstraße 275 an der Einfahrt zum NassauViertel sowie an der Einfahrt zum Gewerbegebiet Wörtzgarten.
Außerdem soll die Ampelanlage im Kreuzungsbereich Limburger Straße / Gerichtsstraße / Straße am Hexenturm durch einen Kreisver­kehrsplatz ersetzt werden.
Damit wird dann die letzte Signalanlage im verdichteten Siedlungs­gebiet der Kernstadt endgültig verschwinden.
Im Hochbau stehen 2008 die Errichtung des EDEKA-Marktes und des Eingangs schon erwähnten Tournesol-Bades an. Im Rahmen des Landesprogramms Stadtumbau Hessen sollen die Neustrukturierung des Wohnquartiers Hahnstück / Altenhof sowie die Umgestaltung des unwirtlichen Bereichs am Güterbahnhof eingeleitet werden. In der mittleren Wiesbadener Straße wird eine mit den Grundstückseigen­tümern abgestimmte Bauleitplanung auf den Weg gebracht.
Im Zuge des von Herrn Ersten Stadtrat Dr. Herbert Koch als Sozial­dezernent – aber wie Herr Hartmann im Ehrenamt! – so kompetent und engagiert betreuten Qualitätsprojektes Kinderbetreuung wird nach der Fertigstellung der Erweiterung der Kindertagesstätte "Tabaluga" im neuen Jahr der Neubau der Kindertagesstätte "Zaubergarten" und deren Verlagerung ins TaunusViertel in Angriff genommen. Für den für 2009/2010 geplanten Neubau einer weiteren Kindertagesstätte im NassauViertel, der dann die Kita "Stolzwiese" ersetzen soll, stehen Planungskosten bereit.
Im Schulbau werden das Schulzentrum Taubenberg und die Pestalozzischule jeweils eine Mensa erhalten. Und der Ersatzbau für die Taubenberghalle soll nach meinen Informationen vom Kreis in diesem Jahr ebenfalls in die Wege geleitet werden.

Mit großer Spannung sehe nicht nur ich dem Mediationsverfahren entgegen, das eine Lösung für die Zukunft der Limesschule und damit zugleich der Schulstandort Idstein, "der Stadt der Schulen", erbringen soll. Die Stadt Idstein wird an dem Verfahren konstruktiv teilnehmen. Sie wird aber jeden Versuch, die Stadt in ihren mittelzentralen Funktionen zu schwächen oder das Bildungsangebot zu verschlechtern, mit allen ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten abzuwehren suchen.
In der Stadtentwicklungspolitik kommt der Schulentwicklung eine herausragende Bedeutung zu. Das komplette Bildungsangebot stellt einen wichtigen Standortfaktor dar und dessen Beeinträchtigung einen unzulässigen Eingriff in das Selbstverwaltungsrecht der Stadt Idstein.
Natürlich könnte auch diese Aufzählung noch weiter ergänzt werden, zum Beispiel um die im Aufbau befindliche Familienakademie und die Seniorenakademie, um den Sportstättenbau (Heftrich) oder die geplanten Baugebiete nach den neugefassten Richtlinien zur Mobilisierung von Bauland (Einheimischenodell), namentlich in Walsdorf und Kröftel, und vieles andere mehr.
Aber Sie müssen ja die ganze Zeit stehen und haben auch nichts mehr zu trinken in den Gläsern.
Zum Schluss deshalb nur noch 2 Dinge:

Erstens möchte ich mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung bedanken, die diesen Neujahrsempfang vorbereitet und Sie, wie ich finde, sehr gut bewirtet haben. Es handelt sich um: Sabine Fritz, Michaela Lehr-Krüger, Erika Flaig, Andrea Präsenz, Nicole Felzmann, Lamyae Jittit, Regina Ehmig, Jennifer Diehl und die Herren Martin Schmidt, Thomas Weis Erich Wittka sowie für die Technik der Stadthalle Thomas Schauß.
 
Und zweitens möchte ich Ihnen ein nachdenkliches Gedicht des leider schon verstorbenen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch mit auf den Weg geben. Es lautet:
Bedenkt dass jetzt um diese Zeit
der Mond die Stadt erreicht
für eine kleine Ewigkeit
sein Milchgesicht uns zeigt.
 
Bedenkt dass hinter ihm ein Himmel ist
den man nicht definieren kann
vielleicht kommt jetzt um diese Zeit
ein Mensch dort oben an.
Und umgekehrt wird jetzt
vielleicht ein Träumer in die Welt gesetzt
und manche Mutter hat erfahren
dass ihre Kinder nicht die Besten waren.
 

Bedenkt auch dass ihr Wasser habt und Brot
dass Unglück auf der Straße droht
für die die weder Tisch noch Stühle haben
und mit der Not die Tugend auch begraben.
 
Bedenkt dass mancher sich betrinkt
weil ihm das Leben nicht gelingt
dass mancher lacht weil er nicht weinen kann
dem einen sieht mans an dem andern nicht
bedenkt wie schnell man oft ein Urteil spricht.
 
Die Frage ist
Solln wir sie lieben diese Welt
solln wir sie lieben
ich möchte sagen
wir wolln es üben.
Ich danke Ihnen für Ihre Geduld und Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen jetzt noch einen angenehmen Abend und interessante Gespräche. Alles Gute zum neuen Jahr!