Pro familia

Ob in Berlin oder in Wiesbaden - überall wetteifern Regierungs- und Oppositionsparteien um die "familienfreundlichste" Politik. Gemacht wird die Familienpolitik aber vor allem "vor Ort": in den Städten und Gemeinden, wo wir wohnen und arbeiten, wo unsere Kinder Betreuungseinrichtungen und Schulen besuchen, wo sich mehrere Generationen begegnen und altersgerechte Lebensbedingungen vorfinden müssen.

Die politische Diskussion über die Familie hat mehrere Anlässe: Da ist zum einen die demographische Entwicklung, wonach die Deutschen immer weniger und immer älter werden. Man könnte auch sagen: Wir haben ein Nachwuchsproblem in unserem Land.

Junge Paare stellen ihren Kinderwunsch oft zurück, weil beide Partner Geld verdienen müssen und weil Frauen in ihren beruflichen Ambitionen nicht benachteiligt werden sollen. Deshalb spielt -zweitens - die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine zentrale Rolle in der Familienpolitik.

Und dann sind da noch die Pisa-Studien, die das einst so vorbildliche deutsche Bildungswesen im internationalen Vergleich ziemlich schlecht aussehen lassen.

Was also können tun, damit unsere Stadt familienfreundlich bleibt und noch familienfreundlicher wird?

Das erste, was wir tun können, ist, ein attraktives und vielfältiges Wohnungsangebot zur Verfügung zu stellen. Wir sind froh, viele ältere und alte Menschen in unserer Stadt zu haben, aber wir wollen auch junge hinzugewinnen. Deshalb haben wir die Siedlungsfläche in Idstein erweitert, aber auch den sozialen Wohnungsbau vorangetrieben. Zweitens haben wir die verkehrliche Situation mit neuen Kreiseln weiter entspannt und die gute Erreichbarkeit aller Stadtgebiete dennoch gesichert. Drittens haben wir neue Spiel- und Bolzplätze errichtet, damit sich die Kinder begegnen und bewegen können; wir haben zusammen mit den Nachbargemeinden im Idsteiner Land das Rad- und Wanderwegenetz ausgebaut und Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten im Stadtgebiet komplettiert. Viertens haben wir die Kinderbetreuungsangebote bedarfsgerecht erweitert - wegen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf - und dafür gesorgt, dass die pädagogische Qualität noch verbessert wird, die Betreuungsgebühren aber stabil bleiben. Zusätzlich haben wir den vorhandenen neue Jugendeinrichtungen hinzugefügt, ein Jugendcafé im Jugendzentrum, einen mobilen Jugendtreff und zwei weitere Jugendclubs in den Stadtteilen Walsdorf und Nieder-Oberrod. Fünftens haben wir das Bildungs- und Ausbildungsangebot gemeinsam mit dem Landkreis und privaten Partnern weiterentwickelt, damit Kinder, die in unserer Stadt aufwachsen, gute Startbedingungen für ihr Berufsleben haben und sich in der Erwachsenenwelt behaupten können.

Natürlich könnten wir auch noch über die Einkaufsmöglichkeiten, die Gastronomie, das Kulturangebot, das Vereinsleben und vieles andere mehr sprechen. Ich schlage vor, dass wir das an anderer Stelle tun. Zwei Dinge möchte ich aber schon noch gerne hier ansprechen: Das erste ist die gute Zusammenarbeit, die sich gerade auf dem Felde der Familienpolitik in unserer schönen Stadt entwickelt hat: mit Herrn Ersten Stadtrat Dr. Koch, dem ich das Sozialdezernat übertragen habe, mit den Eltern in unserem Qualitätsprojekt Kinderbetreuung oder den Schulleitungen unserer Schulen. Das zweite ist die Familienakademie, die wir vor guter Jahresfrist mit einer Auftaktveranstaltung in der Stadthalle auf den Weg gebracht haben. Ich glaube, dass solche Einrichtungen in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen werden - sei es, um verschiedene vorhandene Beratungseinrichtungen zu vernetzen, sei es um Erziehungsfragen gemeinsam mit Eltern und Experten zu erörtern oder sei es, um neue, familienergänzende Strukturen zu entwickeln.