Erfahrung hat Zukunft
Dass die Menschen heute älter werden können als in früheren Zeiten und das Alter oft bei einigermaßen guter Gesundheit und geistiger Fitness erleben, ist ein zivilisatorischer Fortschritt, ein Gewinn für unser Gemeinwesen. Dieser positive Gesichtspunkt kommt in der Diskussion um die demographische Entwicklung oft zu kurz. Im Vordergrund steht die Furcht vor einer "Überalterung" der Gesellschaft. Diese Furcht ist berechtigt, nicht weil die Älteren immer älter, sondern weil die Jüngeren immer weniger werden. Deutschland hat ein Nachwuchsproblem.
Strukturschwache Regionen haben damit mehr zu kämpfen als starke.
Idstein ist Teil einer starken Region, der Rhein-Main-Region, aber durch seine Randlage auch "gefährdet". Dieser "Gefahr" können wir am wirkungsvollsten mit familienfreundlichen und familienfördernden Maßnahmen begegnen.
Aber die Zukunft ist kein "Niemandsland" der Geschichte. Wer die Zukunft tragfähig und nachhaltig gestalten will, muss auf der Erfahrung aufbauen. Dazu gehört gewiss die Erfahrung des Krieges mit seinen Schrecken, von Not, von Flucht und Vertreibung, aber auch die Erfahrung des politischen und wirtschaftlichen Neuanfangs in Deutschland. Die "Generation plus", wie man die über Fünfzigjährigen heute gern nennt, verfügt über wertvolle berufliche Kenntnisse und Lebenserfahrung, Alltagswissen und Wertorientierung, Traditionsbewusstsein und soziale Kompetenz und viele andere Qualitäten mehr. Dieses "Know how" stellt ein volkswirtschaftliches Kapital dar, das erst allmählich (wieder) als solches entdeckt wird . Es besser zu nutzen, wird eine Zukunftsaufgabe der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik sein, aber auch der Kommunalpolitik. Unsere Stadt kann sich daher froh und glücklich schätzen, ältere und alte Menschen in ihrer Mitte zu haben.
Damit ist die Verpflichtung verbunden, für altersgemäße Wohn- und Lebensverhältnisse, aber auch für zu sorgen. Deshalb entstehen in Idstein
- zusätzliche barrierefreie ("altengerechte") Wohnungen;
- weitere Wohnungen und Plätze mit Betreuungsangebot;
- eine drittes Wohn- und Pflegeheim für Seniorinnen und Senioren;
- neue Gesundheitseinrichtungen (z.B. Ärztehäuser).
Die Pläne für eine Seniorenakademie stellen eine Ergänzung zu den vorhandenen Seniorenclubs dar und sehen die Zusammenarbeit mit verschiedenen Trägern (Volkshochschule Rheingau-Taunus- Europa Fachhochschule Fresenius, Sozialverbände) vor, die verschiedene Kompetenzen einbringen. Dabei ist vor allem an drei Säulen gedacht:
- Beratung und Hilfe in Renten-, Pflege- u.a. Versicherungsfragen (Sozialverbände),
- Weiterbildung von beruflichen Qualifikationen zum Einsatz in ehrenamtlicher Vereinsarbeit und auf anderen Feldern des Gesellschaftlichen Lebens (VHS) sowie
- Stärkung der Eigenkompetenz zur Vermeidung von bzw. im Umgang mit körperlichen Einschränkungen und gesundheitlichen Problemen (EFF).
Ein wichtiger Schritt in Richtung Seniorenakademie wurde mit der Eröffnung eines Seniorenbüros bereits getan. Wie schnell es weiter voran geht, hängt von dem Interesse und der Bereitschaft zur Mitarbeit ab.
Ich habe in den letzten Jahren viel Zuspruch und Ermutigung von älteren Mitbürgern in unserer Stadt erfahren dürfen, und ich würde mich freuen, diese Zusammenarbeit in den kommenden sechs Jahren fortführen zu können.